Bandscheibenersatz an der Hals- und Lendenwirbelsäule mit Bandscheiben-Prothesen oder Platzhaltern
Sowohl an der Hals- als auch an der Lendenwirbelsäule können sich Verschleißerkrankungen der Bandscheiben (Osteochondrose) und der Wirbelgelenke (Arthrose) entwickeln, die mit oder auch ohne begleitende Einengung des Wirbelkanals bzw. einen begleitenden Bandscheibenvorfall anhaltende und im Verlauf zunehmende Schmerzen verursachen.
An der Halswirbelsäule entwickeln sich Nackenschmerzen, die zum Hinterkopf ausstrahlen. Bei einem begleitenden Bandscheibenvorfall oder knöchernen Einengungen des Wirbelkanals können auch eine Schmerzausstrahlung in die Arme sowie Gefühlsstörungen (Kribbeln, Taubheit) und Kraftminderungen der Arme hinzutreten.
An der Lendenwirbelsäule führen die Verschleißprozesse zu Rückenschmerzen meist im unteren Lendenwirbelbereich. Bei begleitendem Bandscheibenvorfall oder einer knöchernen Einengung des Wirbelkanals sind Beschwerden in den Beinen möglich, auch mit Gefühlsminderung, Kribbeln und Kraftminderung.
Wenn konservative Therapiemaßnahmen wie Schmerzmedikation, Krankengymnastik, Osteopathie, etc. zu keiner anhaltenden Verbesserung der Beschwerden geführt haben, kann eine operative Versorgung ins Auge gefasst werden. Ob eine Operation gewählt werden sollte, hängt einerseits vom Leidensdruck des Patienten, andererseits aber auch von der Deutlichkeit der Symptomatik (Vorliegen neurologischer Defizite, Beeinträchtigung in den Dingen des alltäglichen Lebens) ab. Oftmals kann in noch weniger fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung durch konservative Maßnahmen eine vorübergehende Besserung der Beschwerden erzielt werden, während diese Therapieform bei schon längerem Leidensweg oft nicht mehr hinreichend lindert.
Die operative Behandlung mit der Implantation von Bandscheibenprothesen ist seit Anfang der 2000er Jahre immer wieder in den Fokus gerückt. Anfangs entstand ein wohl übertriebener Enthusiasmus, nachdem von der Industrie brauchbare und sichere Prothesen zur Verfügung gestellt werden konnten. Es hat sich bald gezeigt, dass für die Auswahl geeigneter Patienten relativ enge Kriterien erforderlich sind. Werden diese Auswahlkriterien missachtet, so war zu erkennen, erhält man schlechtere Therapieergebnisse und somit vermehrt operative Misserfolge. Insbesondere auf die Implantation von Bandscheibenprothesen an der Lendenwirbelsäule trifft dies zu. Werden die Kriterien allerdings beachtet, dann sind gute Erfolge zu erzielen.
Bei allen Patienten, die den Auswahlkriterien nicht entsprechen, sollte statt einer Prothese besser eine Versorgung mit Platzhaltern an Stelle der Bandscheibe erfolgen. Der scheinbare Nachteil besteht in der damit verbundenen Stilllegung (Versteifung) des betroffenen Wirbelsäulensegments. Allerdings ist in diesen Fällen oft diese Stilllegung die Maßnahme, die die Schmerzreduktion ermöglicht. Die Platzhalter bestehen in der Regel aus Titan oder Kunststoff.
Sowohl die Implantation von Bandscheibenprothesen als auch die alleinige Implantation von Platzhaltern wird über einen operativen Zugang von vorne am Hals zur Halswirbelsäule bzw. am Bauch zur Lendenwirbelsäule vorgenommen. An der Lendenwirbelsäule ist auch die Einbringung von Platzhaltern von hinten (oder von der Seite) möglich, jedoch in der Regel dann als Bestandteil einer komplexeren Stabilisierungsoperation. An der Halswirbelsäule dauert die Einbringung einer Prothese oder eines Platzhalters in einem Segment etwa 60-90 Minuten, an der Lendenwirbelsäule ca. 2-3 Stunden.
Der Krankenhausaufenthalt für die Versorgung der Halswirbelsäule beträgt 3-5 Tage, für die Versorgung der Lendenwirbelsäule 5-7 Tage. Die Nachbehandlung kann in beiden Fällen alternativ mit ambulanter Krankengymnastik oder aber einer stationären bzw. teilstationären Anschlussrehabilitation erfolgen. Die gesamte Erholungszeit muss mit etwa 3 Monaten angesetzt werden.