Kleinzehen-Fehlstellungen
(Hammer-, Krallen-, Klauenzehen)
Anlagebedingte oder erworbene Störungen des Muskelgleichgewichts verursachen verschiedenartige Fehlstellungen der kleinen Zehen, die unter dem Begriff „Hammerzehen“ allgemein bekannt sind. Diese Bezeichnung wird jedoch der Komplexität und dem Korrekturbedarf der Funktionsstörung nicht gerecht. Man spricht von „sagittalen Deformitäten“, wenn von der Seite gesehen eine Fehlstellung einer Kleinzehe im Mittel- und/oder Endgelenk besteht, wobei diese Fehlstellung beweglich oder eingesteift sein kann. Kommt zusätzlich, verursacht durch eine Instabilität, von oben gesehen eine Fehlstellung im Grundgelenk hinzu, bezeichnet man diese als „transversale Deformität“.
Durch den Druck des Knochens unter der Haut und auch durch Reiben des Schuhwerks kommt es zur Ausbildung von schmerzhaften Hornhautschwielen, bisweilen auch unter dem Mittelfußknochenköpfchen. Zehenfehlstellungen sind sehr häufig mit Senk-Spreiz-Füßen und Ballenfehlstellungen (Hallux valgus) kombiniert.
Bei beweglichen Zehenfehlstellungen können die Zehen noch passiv (also z. B. mit den Fingern) gerade gerichtet werden. Wenn die Fehlstellung schon lange besteht, versteift die jeweilige Zehe in gekrümmter Stellung. Es treten Hühneraugen, Hornhaut und Schmerzen auf, die Funktion ist beeinträchtigt.
Eine besondere Form der Kleinzehen-Fehlstellung ist die verkrümmte äußere Kleinzehe (Bunionette-Deformität, Schneiderballen). Diese Fehlstellung beruht häufig auf familiärer Veranlagung. Dabei dreht sich die Kleinzehe einwärts, so dass sie über oder unter der Nachbarzehe zu liegen kommt. Das Fettpolster unter der Zehe, auf dem man normalerweise geht und steht, verliert den Kontakt mit dem Boden. Nicht belastungsfähige Haut entsteht in diesem Bereich. Es bildet sich letztlich Hornhaut oder ein Hühnerauge.
Behandlung
Bei der beweglichen Zehenfehlstellung werden die verkürzten Sehnen und die Gelenkkapsel operativ durchtrennt, verlagert oder verlängert. Gegebenenfalls muss das Köpfchen des Grundglieds entfernt werden. Die Lücke füllt sich mit Bindegewebe. Häufig wird die Zehe vorübergehend mit einem Draht stabilisiert. Nach der Operation kann der Fuß sofort in einem Spezialschuh voll belastet werden. Der Draht wird nach 2-3 Wochen wieder aus der Zehe entfernt.
Bei eingesteiften Zehenfehlstellungen wird das Köpfchen des Grundglieds entfernt und wird die Zehe gestreckt. Das Mittelgelenk kann auch in der korrigierten Stellung versteift werden. Eine Sehnenverlagerung kann zusätzlich notwendig sein. Die Zehe wird vorübergehend mit einem Draht stabilisiert. Abhängig von der Art der Fehlstellung (Krallenzehe/Klauenzehe) ist auch eine Korrektur am Zehenendgelenk erforderlich. Bis zur Heilung muss ein spezieller Schuh getragen werden. Der Draht wird nach 2-4 Wochen wieder entfernt.
Bei der Bunionette-Deformität (Schneiderballen) ist eine operative Umstellung des fünften Mittelfußknochens (Umstellungsosteotomie) inklusive Weichteilkorrektur notwendig. Die Nachbehandlung erfolgt mittels Mobilisation im Konfektionsschuh.